07. August 2017
Mit
seinem Verein „Wings for Handicapped“ setzt sich der querschnittsgelähmte Jörg
Leonhardt aus Reiskirchen (Hessen) schon seit Jahren für mehr Lebensqualität
und Lebensfreude körperlich beeinträchtigter Menschen ein.
Wie viel Engagement
und Kreativität dafür manchmal nötig sind, stellte er jetzt wieder beim Umbau
der eigenen Vereinsräumlichkeiten unter Beweis: Dort wurde ein architektonisch
mehr als „fragwürdiges“ Schlauchbad aus den 70er Jahren barrierefrei
umgestaltet. Natürlich inklusive bodengleicher Dusche, die passgenau über eine
Dallmer-Duschrinne vom Typ „CeraWall Individual“ entwässert wird.
Das Gebäude, in dem sich
die Vereinsräumlichkeiten der „Wings for Handicapped“ („W4H“) im hessischen
Reiskirchen befinden, wurde Anfang der 70er Jahre errichtet – und sah
architektonisch auch genauso aus. Zu schmale Türen, zu viele Stufen, zu enge
Toiletten – es war eine Herkulesaufgabe, der sich Jörg Leonhardt hier stellte.
Als Rollstuhlfahrer fiel es ihm dabei nicht schwer, schon bei der ersten
Besichtigung die wesentlichen Schwachstellen der Wohnung aus der Sicht eines
körperlich beeinträchtigten Nutzers zu identifizieren: „Zur damaligen Zeit war
barrierefreies Bauen noch kein Thema. Zumindest teilweise hat sich das bis
heute aber geändert, beispielsweise bei den Bädern. Bei bodengleichen Duschen
steht dann zwar meistens der Komfortgedanke im Vordergrund, doch wir
Rollstuhlfahrer profitieren automatisch auch davon.“
In den 70er Jahren gab es
diesen Komfortgedanken jedoch nicht. Stattdessen, wie in den Vereinsräumen,
lange schmale Schlauchbäder, in denen irgendwo am Ende, in Fensternähe, noch
eine Dusche untergebracht wurde. Für Rollstuhlfahrer eine absolute Katastrophe,
denn das Bad ist so zum Einfahren schon fast zu schmal. Und wenn die Dusche
endlich erreicht ist, stellt die Schwelle der Duschtasse von hier etwa 40 Zentimeter
eine unüberwindbare Barriere dar.
Wenig „Luft nach oben"
Der Einbau einer komplett
neuen, bodengleichen Dusche lag da zwar nahe, stiess jedoch genau so schnell an
technische Grenzen: Knapp 1.20 Meter Raumbreite genügten schon nicht den
normativen Anforderungen an „behindertengerecht“. Hinzu kam die benötigte
Einbauhöhe des Ablaufs – denn auch der Deckenaufbau und damit die Estrichhöhe
sowie die Raumhöhe generell entsprach dem 70er Jahre-Niveau. Leonhardt: „Viel
Platz nach unten oder oben, je nach Sichtweise, gab es also für die
Entwässerung nicht.“
Zudem sollte der schmale
Raum nicht durch kleinteilige Fliesenzuschnitte optisch weiter reduziert
werden. Stattdessen war ein möglichst homogenes, flächiges Fliesenbild
gewünscht, um das Bad grösser wirken zu lassen. Ein konventioneller Punktablauf
beispielsweise wäre also schon allein deswegen nicht sinnvoll gewesen. Ausserdem
ist solch ein Ablauf in einem für Rollstuhlfahrer konzipierten Bad auch immer
ein Störfaktor, da er das Rangieren erschwert.
Jörg Leonhardt hatte
jedoch ein konkretes Beispiel vor Augen, wie sich die Aufgabenstellung trotzdem
ästhetisch und technisch optimal lösen liesse: „Im Haus meines Vaters gibt es
bereits eine bodengleiche Dusche, die mit einer Duschrinne von Dallmer
ausgestattet ist. Nach den dort gemachten, guten Erfahrungen war für mich die
Entscheidung gefallen, eine solche Entwässerungsvariante auch in den
Vereinsräumen einbauen zu lassen.“
Das fiel umso leichter,
als das Ablaufgehäuse DallFlex der favorisierten „CeraWall
Individual“-Duschrinne mit nur 65 Millimeter Einbauhöhe extrem flach aufbaut.
So flach, dass sie sich auch im 70er Jahre-Haus für den bodengleichen Einbau
eignet – und trotzdem eine Entwässerungsleistung von etwa 0,5 l pro Sekunde
bietet. Das ist für klassische Duschsysteme in der Praxis mehr als ausreichend.
Praxisgerechte Konstruktion
Der entscheidende Faktor
bei der Festlegung auf diese Ablaufvariante war aber, dass der „CeraWall
Individual“-Ablauf optisch wie technisch nahezu unsichtbar ist: Zum einen
bildet das überaus schmale Edelstahl-Profil, kaum mehr als fingerbreit, einen
fliessenden Übergang zwischen Boden und Wand. Die grossformatigen Fliesen konnten
so ohne optisch störende Schnitte über die volle Länge und Breite des Bades mit
kaum wahrnehmbarem Gefälle zur Wand durchgelegt werden. Dort sorgt dann das
ebenfalls fast unsichtbar in die Duschrinne eingearbeitete Gefälle zum Ablauf
für die zuverlässige Ableitung auch grösserer Wassermengen.
Zum anderen konnte durch
die Entwässerung unmittelbar vor der Wand auch die gesamte Ablauftechnik –
hier: das Ablaufgehäuse „DallFlex“ – in diesem Bereich auf den Rohfussboden
gesetzt und in den Fliessestrich eingebunden werden. Die Bewegungsfläche liegt
also bei der Benutzung der Dusche komplett ausserhalb jeder Installation; das
erleichtert das Befahren mit dem Rollstuhl. Konstruktiv ist der Ablauf aber
dennoch so ausgelegt, dass er der erhöhten Punktbelastung durch einen Rollstuhl
oder einen Hocker in jedem Fall standhält. So wird die Option offen gehalten,
bei einer anderen Einbausituation den Ablauf zum Beispiel mittig in einer
bodengleichen Dusche zu positionieren.
Gleichzeitig hat Dallmer
mit diesem konstruktiven Aufbau der Edelstahl-Duschrinne für eine klare
Schnittstelle zwischen Sanitärinstallation und Fliesenleger-Handwerk gesorgt.
Der Hintergrund: Durch die klare Trennung zwischen Ablaufgehäuse und
Entwässerungsprofil kann der Ablauf im ersten Schritt der Installation auf den
Rohfussboden gesetzt, an die Entwässerungsleitung angeschlossen und ausgerichtet
werden. Dann wird der Estrich gegossen und die dauerhaft sichere Abdichtung im
Verbund über eine flexible Dichtmanschette hergestellt.
Jetzt übernimmt der Fliesenleger das Heft des Handelns, legt das schmale Edelstahlprofil der „CeraWall Individual“ in das Kleberbett ein und fliest bodengleich bis an das Profil heran. Der entscheidende Vorteil: Das puristische Ablaufprofil liegt extrem stabil komplett auf dem Estrich auf, und es gibt keine Schnittstellenproblematik zwischen Fliesenleger und SHK-Handwerker bei der Abdichtung.
Mehr Kreativität gewünscht
Heute präsentiert sich das alte „Schlauchbad“ in den neuen Vereinsräumen der „W4H“ nicht nur optisch ausgesprochen gelungen. Zugleich ist es ein hervorragendes Beispiel dafür, wie mit planerischem Geschick und den entsprechenden Produkten – in diesem Falle unter anderem der Duschrinne von Dallmer – auch funktional bis auf den letzten Zentimeter durchdachte Räume für Behinderte geschaffen werden können, ohne dass dies mit erhöhtem Aufwand verbunden ist, so Jörg Leonhardt: „Gerade in diesem sensiblen Bereich würde ich mir einfach noch mehr Kreativität – und Mut – auch auf dem Bau wünschen, denn mit dem Umbau unseres Vereinsheims und Ausstattungsdetails wie der bodengleichen und trotzdem hoch belastbaren Duschrinne haben wir gezeigt, wie wenig eigentlich notwendig ist, um Menschen mit Behinderungen im Alltäglichen doch wieder Flügel zu verleihen!“
„Wings for Handicapped –
Flügel für Behinderte“, so hat Jörg Leonhardt seinen im April 2000 gegründeten
Verein mit Sitz im hessischen Reiskirchen genannt. Ein Name, den er als
Programm ansieht: Behinderten wieder „Flügel zu verleihen“. Vielleicht ein
wenig in Anlehnung an den österreichischen Brausehersteller, der angeblich
„Flügel verleiht“. Aber mit einem viel ernsteren Hintergrund: Der heute
51-jährige Leonhardt ist selbst seit seinem achtzehnten Lebensjahr von der
Brust abwärts querschnittsgelähmt, nach einem Verkehrsunfall. Gerade hatte er
den Führerschein, als er 1983 mit 140 km/h in eine Kurve raste…
Aber: Leonhardt liess sich
davon nicht unterkriegen – als Kind wollte er schliesslich Stuntman werden. Und
Träume, sagt Leonhardt, gibt man nicht so leicht auf. Heute fährt er Motorboot,
taucht, springt mit dem Fallschirm, hebt mit einem Flugzeug oder einem Drachen
ab und nahm als Europameisterschaftszweiter im Rollstuhlbasketball an den
„Paralympics“ in Sydney teil. Und heute verleiht Leonhardt auch anderen
Behinderten Flügel; ermuntert sie, ihre Träume zu verwirklichen, indem er
seinen Traum lebt: mit der „Hoppetosse“ beispielsweise, dem von einem 300 PS
starken Motor angetriebenen Schlauchboot – einer Attraktion des Vereins „W4H“;
getragen von vielen Spenden aus der Industrie.
Mehr Infos über und zu dem Verein „W4H“ unter www.w4h.de
Die alte Dusche in den Vereinsräumen von „W4H“: ein typisches 70er Jahre-Bad, schlauchartig und für Rollstuhlfahrer fast nicht zu nutzen. (Foto: Dallmer GmbH + Co. KG)
Ein Vorwandsystem, grossformatige helle Fliesen und die neue bodengleiche Dusche am Fenster mit dem Ablaufsystem „CeraWall Individual“ – schon während des Umbaus liess sich die künftige Grosszügigkeit des barrierearmen Bades erahnen. (Foto: Dallmer GmbH + Co. KG)
Das Schlauchbad nach der Renovierung: offen, hell und für Rollstuhlfahrer geeignet. (Foto: Dallmer GmbH + Co. KG)
Die tragenden Wänden lassen sich nicht versetzen – aber eine geschickte Ausstattung schafft so viel Bewegungsraum, dass das Bad heute auch problemlos von Rollstuhlfahrern genutzt werden kann. (Foto: Dallmer GmbH + Co. KG)
Nur ein dezenter Streifen an der Wand, aber mit überzeugender Entwässerungsleistung: Die Dallmer-Duschrinne „CeraWall Individual“ unterstützt die Barrierefreiheit in dem neuen Bad auch optisch durch ihr aussergewöhnlich zurückgenommenes Design. (Foto: Dallmer GmbH + Co. KG)
Schaco AG
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